Pfr. Thomas Heim

Pfr. Thomas Heim

Biblisches Wort zum Tag (Die Herrnhuter Losung)

Dienstag, 16. Dezember 2008

Predigt zum 3. Advent über Jesaja 40,1-11

Kanzelgruss

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus

Amen.

Kanzelgebet

O barmherziger Gott, himmlischer Vater!

Da dein Wort für meine Füsse eine Lampe ist und ein Licht auf unserem Weg, deshalb bitten wir, du wollest uns durch Christus, der das wahre Licht der Welt ist,

unsere Herzen aufschliessen und erleuchten, dass wir deine Worte lauter und klar verstehen können und unser Leben danach gestalten.

Amen.

Lesung des Predigttextes aus dem Buch Jesaja, Kapitel 40, die Verse 1 bis 11

Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott.

Redet zum Herzen Jerusalems und ruft ihr zu,

dass ihre Knechtschaft, ihre Erniedrigung ein Ende hat,

dass ihre Schuld abgetragen ist.

Denn sie hat genug empfangen für all ihre Sünden.

Eine Stimme ruft:

In der Wüste bereitet dem HERRN einen Weg!

Ebnet in der Steppe eine Strasse für unseren Gott!

Jedes Tal wird sich heben und senken werden sich alle Berge und Hügel.

Was krumm ist, wird gerade werden und was hügelig ist, wird eben werden.

Dann offenbart sich die Herrlichkeit des HERRN, alle Sterblichen werden sie sehen.

Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.

Eine Stimme spricht: Rufe! Und ich sage: Was soll ich rufen?

Alles Sterbliche ist wie das Gras und all seine Schönheit ist wie die Blume auf dem Feld. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, wenn der Hauch des HERRN darüberweht.

Wahrhaftig, das Volk ist Gras!

Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, doch das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit.

Steig auf einen hohen Berg, du Freudenbotin Zion!

Erhebe deine Stimme mit Kraft, du Freudenbotin Jerusalem!

Erhebe sie, fürchte dich nicht!

Sprich zu den Städten Judas:

Siehe, das ist euer Gott. Siehe, da ist Gott der HERR!

Er kommt mit Kraft und sein Arm wird herrschen.

Siehe, was er gewann ist bei ihm,

und was er sich erwarb, geht vor ihm her.

Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer auf seinem Arm sammeln und sie an seiner Brust tragen und die Mutterschafe leiten.

Predigt

Liebe Gemeinde,

Die eben gehörten Trost- und Ermutigungsworte erklangen zum ersten Mal in Babylon. Deshalb lade ich Sie auf eine Zeitreise ins 6. Jh. nach Babylon ein.

Babylon liegt im heutigen Irak. Dort lebten im 6. Jh. vor Christus Juden. Die Babyonier hatten nämlich im Jahre 597 v. Chr. Jerusalem erobert und zehn Jahre später sogar zerstört und dabei den Tempel niedergebrannt, was die Israeliten in eine tiefe Glaubenskrise stürzte. Beide Male brachten die Babylonier den israelitischen König, Hof- und Tempelbeamte sowie Handwerker und Soldaten in die Nähe der grossen Stadt Babylon. Die Babylonier wollten so verhindern, dass diese ehemals einflussreichen Leute, sich wieder gegen die Grossmacht Babylon auflehnen würden.

Schauen wir uns nun, eine Familie im Exil in Babylon genauer an. Wir schreiben das Jahr 567. Familie Harim wohnt in Nippur, unweit der Stadt Babylon. Zusammen mit vielen anderen Israeliten. Harim, der Vater ist Baumeister. Er ist talentiert und hilft beim Bau von königlichen Gebäuden in der Hauptstadt Babylon. So hat er ausserhalb des Dorfes Arbeit. Obwohl die Israeliten eigentlich Fremde im Land sind, können sie sich ihren Lebensunterhalt sichern und einige sind sogar zu einem ansehnlichen Vermögen gekommen. Harim und seine Frau Zippora sind 30 Jahre alt, beide kamen im Jahr 587 nach Babylon. Ihre beiden Kinder heissen Nathanael, 10 und Sara, 8 jährig.

Werfen wir einen Blick ins Haus der Familie. Es ist aus Lehmziegeln gebaut. Die Räume gruppieren sich um einen Innenhof, eine Art Atrium. Es hat einen Wohn- und Kochraum, Vorratsraum und einen Stall für einige Schafe. Es ist später Nachmittag. Im Innenhof stehen die beiden Kinder Harims, Nathanael und Sara. Die beiden schauen gespannt in den dunkel bewölkten Himmel während die Mutter Holz auf das Herdfeuer legt. Da ruft Nathanael ermunternd„Jetzt gibt’s wohl endlich diesen Schnee, Mama! Oder hast du solch grosse Wolken hier schon gesehen?“

Die Mutter blickt auf. „Hier schneit es doch nicht. Es hat noch nie geschneit in den 20 Jahren seit ich hier bin. Ach, Kinder, ich hätte euch wohl besser nicht vom Schnee in Jerusalem erzählt. Ja, in Jerusalem schneit es. Zwar nicht jedes Jahr, aber wenn es schneit, dann kann viel Schnee fallen. Schliesslich liegt Jerusalem im Bergland von Judäa, auf 800 m ü. M.“ Die Mutter stockt. „Ach, Jerusalem. Als ich zehn Jahre war, musste ich dich schon verlassen. Warum? Ach, Gott warum bist du so fern? Warum schaffst du mir nicht recht?“

„Du weißt ja gar nicht, was Schnee ist. Du hast das noch nie gesehen,“ erinnert Sara Nathanael. Dieser lässt das nicht auf sich sitzen und entgegnet: „Doch, Mutter hat es uns ja erzählt. Schnee macht ganz viel Spass und man kann darin herumtollen oder damit Schneehütten bauen.“ „Ob das wirklich so lustig ist, dieser Schnee, so kalt und nass? Lass uns lieber nach den Schafen auf der Wiese schauen. Wir können sie mit Vater zusammen zurücktreiben. Jetzt regnet es nämlich noch nicht.“ Nathanael lässt sich schliesslich überzeugen und die beiden schlendern durchs Dorf der Weide zu.

Die Schafe grasen noch. Sie stören sich nicht am anklingenden Wetterwechsel. Doch wo ist der Vater? Sie gehen über die Weide. Keine Spur von ihm. Aber er muss doch hier bei seinen Schafen sein? Da entdecken die beiden etwas. Unten am Bach, unten am Bach hat sich eine kleine Gruppe von Menschen versammelt. „Dort liest Jochanan, der Schriftgelehrte aus einer Schriftrolle“, erkennt Sara.

„Die Männer hören ihm aufmerksam zu. Einige runzeln die Stirn, andere haben glänzende Augen“, bemerkt Nathanael als sie sich der Versammlung nähern.

Jetzt hören auch die beiden Kinder die Stimme des Schriftgelehrten:

„Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott.

Redet zum Herzen Jerusalems und ruft ihr zu,

dass ihre Knechtschaft, ihre Erniedrigung ein Ende hat,

dass ihre Schuld abgetragen ist.

Denn sie hat genug empfangen für all ihre Sünden.

Eine Stimme ruft:

In der Wüste bereitet dem HERRN einen Weg!

Ebnet in der Steppe eine Strasse für unseren Gott!

Jedes Tal wird sich heben und senken werden sich alle Berge und Hügel.

Was krumm ist, wird gerade werden und was hügelig ist, wird eben werden.

Dann offenbart sich die Herrlichkeit des HERRN, alle Sterblichen werden sie sehen.

Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.

Diese Worte hat uns der Prophet Jesaja geschenkt. Er gehört zu unserer Exilgemeinde in Babylon. Mehr möchte er nicht von sich preisgeben. Ihr wisst, die Babylonier wollen keine Aufrührer und Aufwiegler in ihrem Land. Bedenkt die Worte Jesjas. Wir können dann in der Sabbatversammlung darüber sprechen. Geht jetzt wieder eures Weges.“

Als der Kreis auseinandergeht, finden Nathanael und Sara ihren Vater Harim.

„Warum bist du hier unten und nicht bei den Schafen?“, fragt Nathanael mahnend. „Der Vater, weiss schon, wann er die Schafe allein lassen kann!“, verteidigt Sara ihren Vater, „Ausserdem, hat Jochanan von Jerusalem erzählt, dann muss es etwas Wichtiges sein.“

Hiram ist froh, dass er zuerst die Schafe zusammentreiben kann, bevor er auf Saras Ausspruch reagieren will. Er lässt sich die prophetischen Worte nochmals durch den Kopf gehen. Trost und Befreiung leuchteten ihm aus diesen Worten entgegen. Schöne Worte, doch sind es mehr als schöne Worte? Ja nach Jerusalem zurückgehen, den Tempel wieder aufbauen. Dann könnten wir der ganzen Welt zeigen, dass uns Gott nicht im Stich gelassen hat. Trotz unserer Untreue und dem Götzendienst.

„Komm, wir müssen los, noch finsterer können die Wolken wohl nicht werden!“ Diesmal ist es Sara, die ihr Pflichtbewusstsein zeigt. Harim hat seine Gedankenreise abrupt beendet. Jetzt ziehen die drei mit ihrer kleinen Herde nach Hause zu Zippora. Auf dem Weg kommt Harim dann doch noch auf die Prophetenworte zu sprechen. „Ja, Sara, du lagst richtig mit deiner Vermutung. Jerusalem ist für uns Juden sehr wichtig, auch wenn wir momentan hier in Babylon im Exil leben. Die Prophetenworte sind ein Zeichen von Gott. Er hat uns nicht verlassen und möchte uns trösten. Wir haben die Konsequenzen für unser Handeln genug ertragen müssen, jetzt soll eine neue Zeit anbrechen. Mit Gottes Hilfe beschreiten wir einen neuen Weg …“

„Den Weg nach Jerusalem, dort wo es Schnee gibt!“ meint Nathanael froh. „Nur nicht so schnell,“ bremst ihn Hiram, „morgen werde ich in Babylon mit dem Neubau eines Verwaltungsgebäudes beginnen. Das wird eine Weile dauern.“

Ja, liebe Gemeinde falls Sie sich beim Zuhören gefragt haben, ob es in Jerusalem wirklich schneit, kann ich es Ihnen bestätigen. Während meines Aufenthaltes in Jerusalem in den Weihnachtstage 2006 fegte ein regelrechter Schneesturm über die Stadt. Der Verkehr stand still. Die meisten Autofahrer hatten ja noch ihre Sommerpneu auf den Autos, denn einer solchen angekündigten Wetterprognose schenkten sie kaum glauben. Auch zu fuss wurde das Fortkommen für mich schwierig. So tat ich das der Situation angemessene und ging auf einen Apfelstrudel und einen Kaffee mit Schlagober ins österreichische Hospiz in die Wienerstube. Doch der Schnee draussen wurde höher und höher.

[gestrichener Teil, da die Predigt sonst zu lange geworden wäre ;-)

Was also da auf der Strasse passiert, das wissen Spediteure und Lastwagenfahrer besser als ich. Deshalb lese ich Ihnen aus dem Tagebuch eines Transporteurs:

Auf Dienstag und Mittwoch sind Temperaturen um den Nullpunkt sowie Schnee angekündigt. Die Autofahrer werden nun wieder die Garagen stürmen und die Winterpneu montieren lassen. Damit sind dann wohl wieder alle Garagen bis auf weiteres ausgebucht. Ein paar andere Autofahrer werden den Prognosen wohl keinen Glauben schenken und dann erst beim wirklichen Eintreffen des ersten Schnees die Garagen aufsuchen. Beim ersten Schnee jeden Jahres gibt es dann wohl wieder ein kleineres Chaos auf den Strassen, da viele immer noch mit Sommerpneus herumfahren und kleinere Unfälle bauen und die Strasse verstopfen.

Und wirklich am frühen Dienstagabend sanken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Nach 2..3 Stunden, so um 20 Uhr, begann es zuerst zu regnen und später zu schneien. Weil die Temperaturen bereits unter dem Nullpunkt lagen verwandelte sich der Regen auf der Strasse sogleich zu Eis. Es gab viele Unfälle und Blechschäden welche die Strassen verstopften. Die Räumfahrzeuge und Salzstreuer konnten die Strassen nicht mehr frei räumen weil so viele Fahrzeuge die Strassen verstopften. Dann setzte auch noch der Feierabendverkehr ein und das Chaos wurde komplett.]

Wie haben Sie den Schneefall in den vergangenen Tagen erlebt, liebe Gemeinde? Kam er für sie ebenso überraschend wie für die gerade genannten „ungläubigen“ Autofahrer mit ihren Sommerpneu? Oder ist der anfängliche Ärger verflogen beim Anblick der schneebedeckten Bäume mit ihren verzweigten Ästen und Zweigen. Hat die strahlende weisse Pracht in ihr Schlafzimmer geschimmert als sie am Morgen aufgestanden sind?

Auch Gott lässt seine Pläne für uns durchschimmern. Zugegeben nicht immer in der Strahlkraft der Botschaft eines Jesaja. Doch lassen wir sie auf uns wirken.

Jesaja fordert sein Volk auf, ihm einen Weg zu bahnen. Das ist anstrengend. Nicht nur im übertragenen Sinn. Sicherlich haben viele von Ihnen in den letzten Tagen die Schaufel oder die Schneefräse in die Hand nehmen müssen. Der Schnee versperrte die Strasse und die Menschen müssen ja auch arbeiten gehen- auch bei Wintereinbruch. Es hätte aber keinen Sinn gehabt, die Strasse zu räumen, wo niemand darauf erwartet wird. Für Jesaja hat das Wegbereiten zwei Seiten. Zuerst geht es darum, den Weg freizumachen für den der kommt. Ich schaffe Dinge weg. Das können Gewohnheiten, Ansichten, Einstellungen oder Zeiteinteilungen sein. Es sind Dinge, die mich vom zu Erwartenden trennen oder mich vergessen lassen, dass da jemand kommt. So schaffe ich eine gute Grundlage für die kommenden Begegnungen. Zu diesen Begegnungen gehört nach Jesaja zweitens die

Zu-wendung. Der Mensch soll sich bewegen, er soll sich hinwenden zu dem, der kommt. Der Mensch soll sich auseinandersetzen und befassen- eben vor-bereiten auf das Kommende.

Das können in Advent und Weihnachten der Schnee, liebe Menschen, verwandte Menschen, fremde Menschen und eben Gott sein.

Und da unsere Kräfte beschränkt sind, können wir uns dieses Vorbereiten zwar vornehmen, aber aus eigenen Kräften bewältigen- gerade wenn wir Gott empfangen möchten- das ist kaum vorstellbar. Deshalb dürfen wir auf Gott vertrauen wie wir dies im Lied „Wie soll ich dich empfangen“ gesungen haben: „O Jesu, Jesu, zünde mir selbst die Fackel an, damit mein Herz ergründe, was dich erfreuen kann.“ Wir können Jesus unsere Fackel hinstrecken. Aber die Fackel entzünden das ist Gottes Geschenk an uns.

Im Advent bahnt sich also etwas an.

Wie ist nun der Weg von Familie Harim verlaufen?

Im Jahre 539 hat der Perserkönig Kyros die Babylonier besiegt. Darauf hat er den Juden in Babylon erlaubt, nach Jerusalem zurückzukehren. Nicht alle kehrten zurück, denn sie hatten sich ja in Babylon gut eingerichtet. Doch bei den Rückkehrenden war die Freude riesengross, wie uns folgender Psalmabschnitt erspüren lässt:

Psalm 126:1-2 Als der HERR die Gefangenen Zions zurückbrachte, da waren wir wie Träumende. 2 Da war unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Jubel; da sagte man unter den Heiden: «Der HERR hat Großes an ihnen getan!»

Im ersten Teil der Geschichte befanden wir uns im Jahr 567. Familie Harim erwartete diesen Moment also noch 30 Jahre. Zippora und Harim, mittlerweile 60 jährig, Sara 38 und Nathanael 40 jährig. Sie haben Jesaja nicht vergessen und als sie nach einer beschwerlichen Rückreise die Stadt Jerusalem betreten, sagen sie voller Dankbarkeit: Seht her, Gott hat uns zurückgeführt in unsere Heimat, Halleluja! Ob Nathanael in Jerusalem den Schnee erleben konnte, weiss ich nicht. Familie Harim hat in Jerusalem mit Lebensmittelknappheit und Wohnungsnot zu kämpfen, aber sie weiss sich geborgen in Gott.

So haben sich diese Trost- und Ermutigungsworte bewahrt und sind bis zu uns überliefert worden, damit sie uns trösten, unsere Hoffnung festigen und unsere Liebe zu Gott und den Mitmenschen stärken. Der Prophet erinnert uns daran, anstatt auf Gott zu warten, Gott aktiv zu erwarten, im Advent, zu Weihnachten und im neuen Jahr, denn seine Zusagen hält er gewiss.

Amen.

Dienstag, 25. November 2008

Kontaktwoche Anfang November 2008

Während der Kontaktwoche im November konnte ich mit "meiner" zukünftigen Konfirmandenklasse eine Exkursion nach Basel begleiten. Hier einige Eindrücke:

Der Vikar wird ab Dezember '08 seine Arbeit aufnehmen. Bis dahin einige Fotos aus Burgdorf für den ersten Einblick: